Geschrieben von
Jonathan Meier
24. Januar 2022

30'000 Laborresultate im Jahr direkt auf das Smartphone

Checkpoint ZH übermittelt Laborresultate automatisiert an Klient*innen

Im grössten Schweizer Gesundheitszentrum für queere Menschen, dem Checkpoint Zürich, wurden bis anhin 30'000 Laborresultate im Jahr manuell per SMS an Klient:innen kommuniziert. Gemeinsam mit dem innovativen Checkpoint-Team haben wir mit healthinal einen Prozess und eine Webapplikation entwickelt, womit Klient:innen die Resultate schnellstmöglich und sicher auf ihrem Smartphone einsehen können. Folgend erfährst du, wie der gemeinsam digitalisierte Prozess genau abläuft, wie die Lösung technisch funktioniert und wie auch dein Labor oder Ambulatorium Laborresultateübermittlung automatisieren kann.

Checkpoint was?

Der Checkpoint Zürich ist eines der grössten Gesundheitszentren für HIV und andere STI (sexuell übertragbare Krankheiten) und wächst schnell.

Direkt vor Ort, an der Konradstrasse 1 in Zürich, bietet das Ambulatorium medizinische, psychologische und psychosoziale Dienstleistungen für queere Menschen, trans Menschen und Männer, die Sex mit Männern haben, an. Auch heterosexuelle Menschen sind willkommen. Dabei deckt das Angebot Prävention, Beratung, Testing und Behandlung ab.

Ein wichtiger Teil der Dienstleistung stellt dabei die Vielzahl der angebotenen Tests dar. Über 30'000 Tests, für bspw. HIV, Syphilis, Gonorrhoe oder Chlamydien führt die Organisation pro Jahr durch. Dabei sind die Tests jeweils auch anonym durchführbar.

Das muss besser gehen

Die inzwischen schiere Anzahl dieser Tests (im Schnitt also mehr als 80 pro Tag) führt zu Herausforderungen in der Übermittlung der Resulate. So wurden die Testresultate bis vor kurzem manuell per SMS an die Klient:innen kommuniziert.

Das brachte folgende Probleme mit sich:

  • die manuelle Übermittlung dieser SMS war für Checkpoint-Mitarbeiter:innen ein langweiliger und zeitaufwendiger Task (nahm ein ganzes Vollzeitäquivalent in Anspruch)
  • auf der Hotline gingen viele Telefone mit der Nachfrage darüber ein, ob die Resultate bereits zur Verfügung stehen würden
  • bei der manuellen Verarbeitung konnten Missinterpretationen und Tippfehler geschehen
  • SMS ist per se kein sicherer Kommunikationskanal und kann theoretisch technisch von Drittparteien mitgelesen werden

Aus diesem Grund hat der Checkpoint Zürich healthinal mit der Erarbeitung eines neuen Prozesses und der Entwicklung eines digitalen Systems und für die Testübermittlung beauftragt.

Gemeinsam haben wir mit dem Checkpoint-Team einen Prozess und ein dazugehöriges Tool erarbeitet, der sich gut in den bisherigen Workflow einbinden lässt und seit Anfang November 2021 produktiv eingesetzt wird.

Digitaler Prozess für CPZH und Klient:in

Wie sieht dieser neue Prozess aus?

Digitale Laborwertübermittlung an Klient*innen: Prozess

Zuerst kommen Klient:innen für die Blutentnahme und Beratung vor Ort. Dabei wird das Blut in die verschiedenen Probefläschchen gefüllt und für die Identifikation im Labor mit der Auftragsidentifikation versehen.

Dafür wird aus dem Praxisinformationssystem eine digitale Auftragserteilung an das Labor erstellt (Order-Entry). In der Folge wird das Blut an das Labor gesendet.

Die erstellte Auftragsnummer wird danach zusammen mit der erfragten Handy-Nummer der Klient:in in das von uns entwickelte System eingetragen und dort vorgemerkt. Weiter kriegen Kund:innen ein, nur für Ihren Fall gültiges, Passwort ausgehändigt.

In der Folge erhalten Klient:innen eine SMS auf ihr Telefon. Dieses beinhaltet einen nicht erratbaren Link, über welchen sie auf die Webseite des Labor-Result-Viewers zugreifen können. Auf der Seite können sie sich dann anhand des erhaltenen Passworts einloggen (2. Faktor).

Sobald die Resultate aus dem Labor vorliegen, werden diese über Labcube direkt an unser System kommuniziert.

Dort, wo Laborwerte noch nicht abschliessend befundet werden konnten (z.B. weil dafür noch die Konsultation der Krankengeschichte der Klient:in notwendig ist), bereitet das System die Werte in einer Tasklist auf.

Diese Tasklist kann dann von den medizinischen Fachpersonen im Checkpoint abgearbeitet werden. Die Resultate der Labortests können einfach und schnell eingesehen und der sich daraus ableitende Befund ausgewählt werden.

Danach werden die Resultate automatisch der Klient:in im Online-Dashboard auf dem Smartphone angezeigt. Weblösung für Klient*innen (links) und Fachpersonal (rechts) mit Dummy-Daten

Eingesetzte Technologien

Für die Umsetzung der Lösung haben wir mit folgenden Technologien & Partnern gearbeitet:

  • Backend: Spring WebFlux, Kotlin & PostgreSQL (healthinal standard tech stack)
  • Frontend: Webapplikation mit React / Redux, Material UI (healthinal standard tech stack)
  • eigener Parser für HL7 v2 (ORU_R01) Files
  • DevOps mit Docker, CircleCi (healthinal standard tech stack)
  • Plasmic für die Umsetzung von einzelnen UI Komponenten
  • Labcube-API: Kommunikation über Direktschnittstelle für das Einlesen der Laborresultate
  • Schweizer Hosting bei nine.ch (healthinal managed Server), zertifiziert nach ISO27001 (healthinal standard tech stack)

Besserer Service für Klient:innen und Entlastung für CPZH-Team

Mit dem neuen Prozess werden damit viele vorher komplexen und nur schwer standardisierbaren Prozessschritte digitalisiert und/oder stark vereinfacht. Das schafft u.a. folgende Vorteile:

  • Klient:innen sehen nach dem Verlassen des Checkpoints alle Werte, welche bereits vorliegen und müssen nicht mehr länger als notwendig auf den abschliessenden Befund von allen Werten zusammen warten. Das schafft Ruhe auf Seite der getesteten Personen und reduziert effektiv die Anzahl der Nachfrageanrufe für die sehnlichst erwarteten Testresultate.
  • Klient:innen erhalten eine automatische SMS, wenn alle Resultate vorliegen sind.
  • Bestimmte Befunde (z.B. HIV) sind mit einer Handlungsempfehlung, wie einem Konsultationstermin verbunden — teilweise wird das Resultat des Tests damit erst in der Konsultation offenbart.
  • Klient:innen können nach wie vor anonym bleiben, Datenschutz und -Sicherheit sind jederzeit gewährleistet.
  • Das Personal hat nach der Blutabnahme und Auftragserstellung eigentlich keinen Aufwand mehr. Der manuelle SMS-Versand entfällt.
  • Interpretation der Werte bleibt in der Hand der Spezialisten und der Prozess ermöglicht eine integrierte und effiziente Befundung.

Checkpoint ZH — you rock!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Checkpoint Zürich für das spannende gemeinsame Projekt! Keep on the good work, macht echt Spass mit euch!

Digitalisierung eines Teilprozesses in deinem Labor?

Du hast Interesse oder weiterführende Fragen in Bezug auf die digitale Laborwertübermittlung? Gerne konfigurieren wir das mit dem Checkpoint ZH entwickelte System für dein Labor oder Ambulatorium.

Falls auch du einen anderen Teilprozess in deinem Betrieb digitalisieren willst, komm unbedingt und ungeniert auf uns zu.

Gerne besprechen wir deine Ideen und Anforderungen unkompliziert per Zoom, Telefon oder persönlich vor Ort. Wir freuen uns darauf, dich & deine Organisation kennenzulernen!

Kontakt
Jonathan Meier
+41 55 534 68 11
[email protected]

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Dr. Rahel Meier
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