Wachstum der Ärzteschaft
Gemäß der aktuellen Ärztestatistik setzt sich der Trend des stetigen Wachstums der Ärzteschaft in der Schweiz fort. Die Anzahl der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen, was auf eine steigende Nachfrage nach medizinischer Versorgung und die Erweiterung des Gesundheitssektors zurückzuführen ist. Dieses Wachstum bringt jedoch Herausforderungen mit sich. Das Arbeitspensum in allen Sektoren nimmt seit 2012 kontinuierlich ab. Zudem ist festzustellen, dass nur 60% der Ärzteschaft aus der Schweiz stammen; 40% kommt aus dem Ausland. Unsere Gesundheitsversorgung ist folglich sehr stark abhängig von der Ärzte-Ausbildung im Ausland und dem Zulauf vieler Fachkräfte von ausserhalb.
Fachbereiche und Spezialisierung
Die Ärztestatistik liefert zudem interessante Daten über die Verteilung der Ärzt:innen auf verschiedene Fachbereiche. Es zeigt sich, dass gewisse Fachgebiete wie zum Beispiel die Innere Medizin nach wie vor stark vertreten sind (von 21'440 niedergelassenen Mediziner:innen sind 6078 Internisten), während andere wichtige Versorgungsbereiche wie zum Beispiel die Psychiatrie oder die Geriatrie einen zunehmenden Bedarf an Fachkräften aufweisen.
Weiter verdeutlicht die Statistik einen Trend zur Spezialisierung. Immer mehr Ärzt:innen konzentrieren sich auf ein bestimmtes Fachgebiet und versuchen Expert:innen darin zu werden. Die Folge: es gibt viel zu wenig Hausärzte, um den steigenden Bedarf flächendeckender Grundversorgung zu sichern. Die Hausarztdichte liegt lediglich bei 0.8 FTE (Vollzeitäquivalente) pro 1000 Einwohner. In einer zunehmend alternden Gesellschaft ist das nicht besonders viel.
Die Digitalisierung bietet Lösungsmöglichkeiten in Bezug auf den Hausarztmangel. Durch einen Ausbau telemedizinischer Versorgungsstrukturen zum Beispiel, könnte die Grundversorgung zukünftig nicht nur aufrechterhalten werden, sondern könnte sogar die Patientenversorgung verbessern und Effizienz steigern. Der „Hausarzt im telemedizinischen Dienst“ spielt dabei eine zentrale Rolle in der Versorgung, indem er Patient:innen bei gesundheitlichen Problemen nicht nur berät, sondern weiterreichende gesundheitliche Abklärungen durchführt, Behandlungen verordnet und bei Bedarf an Spezialisten überweist. Schon heute fördert das Modell die kontinuierliche Betreuung und Koordination der Gesundheitsversorgung von Patient:innen in der Schweiz. Doch durch einen digitalen Zugriff auf behandlungsrelevante Daten (Diagnosen, Medikamente etc.) dank verbesserter Interoperabilität, könnte das Spektrum und die Leistungsfähigkeit deutlich erweitert werden.
Altersstruktur der Ärzteschaft
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Ärztestatistik betrachtet wird, ist die Altersstruktur der Ärzteschaft. Es zeigt sich, dass die schweizerische Ärzteschaft insgesamt älter wird und sich gehäuft die Frage nach der Nachfolge und der langfristigen Planung stellen wird. Die Statistik verdeutlicht den Bedarf an einer ausgewogenen Altersverteilung und an Maßnahmen zur Rekrutierung und Bindung junger Ärzt:innen – vor allem im ambulanten Sektor.
Mit Blick auf die Digitalisierung sind ältere Ärzte möglicherweise weniger affin für neue Technologien und digitale Lösungen. Zumindest wird das immer wieder diskutiert. Sie sind weniger vertraut mit elektronischen Patientenakten, telemedizinischen Anwendungen und anderen digitalen Tools. Dies kann zu einer langsameren Einführung und Nutzung dieser Technologien beitragen.
Der anstehende Generationenwechsel wird es jungen Ärzt:innen, die bereits mit digitalen Technologien aufgewachsen sind, ermöglichen, eine aktive Rolle bei der Integration und Nutzung dieser Tools zu übernehmen. Sie bringen ein tieferes Verständnis für die Vorteile und Möglichkeiten der Digitalisierung mit und sind oft bereit, diese in ihre tägliche Arbeit einzubeziehen.
Gleichzeitig bietet der Generationenwechsel aber auch die Möglichkeit, die digitale Gesundheitskompetenz der älteren Generation von Ärzt:innen zu verbessern. Durch gezielte Schulungen und Fortbildungen können ältere Ärzt:innen in die Lage versetzt werden, digitale Technologien besser zu verstehen und zu nutzen. Dies ermöglicht eine reibungslose Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen zwischen den Generationen.
Fazit
Die neueste Ausgabe der Ärztestatistik der FMH bietet einen umfassenden Einblick in die demographische Struktur der Schweizer Ärzteschaft. Daraus ableiten lassen sich Einflüsse und Implikationen auf die Entwicklung der Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen.
Insbesondere im Bereich der Grundversorgung kann die Digitalisierung, zum Beispiel durch einen Ausbau telemedizinischer Versorgungsangebote, mehr als nur Lücken schliessen. Es besteht durchaus Potenzial, eine Verbesserung der Versorgungsrealität zu erreichen. Voraussetzung dafür ist, dass die digitalen Möglichkeiten, die sich bieten, angenommen werden und ihren Weg in die Versorgungspraxis finden. Der Generationenwechsel wird darauf vermutlich begünstigend einwirken und zugleich ältere, weniger digital affine Ärzt:innen auf die digitale Patient Journey mitnehmen. Voraussetzung für all das ist jedoch, dass die Schweiz die richtigen Weichen stellt, um junge Medizinerinnen und Mediziner nachzuziehen – und das bestenfalls aus dem eigenen Land.
Unser Angebot
Ganz gleich ob jung oder alt. Bei healthinal unterstützen wir im Auftrag der FMH Services die Schweizer Ärzteschaft rund um das Thema IT und Digitalisierung. Zum Beispiel bei der Evaluation von Praxissoftware und IT-Dienstleistern. Darüber hinaus stehen wir für Fragen rund um das Thema Datenaustausch und Interoperabilität zu Verfügung.
Sie Sind Ärztin oder Arzt und haben Fragen zum Thema Digitalisierung in der Praxis? Rufen Sie uns gerne an oder schrieben Sie uns eine Mail.
Kontakt
Sanela Kandzic
+41 55 511 04 60
[email protected]
www.healthinal.com